So etwas im Geschäftsleben, in der heutigen Zeit – das gibt’s doch gar nicht!
Als mich die beiden Inhaber von der Brillenstube, Optikermeister Michael Möller und Volker Scheel vor Wochen fragten, ob ich als gute Kundin nicht Lust hätte, eine kleine Geschichte über die „geschäftliche Beziehung“ anlässlich ihres 10-jährigen Jubiläums zu schreiben, habe ich spontan zugesagt. Jetzt, wo der Artikel fertig vor mir liegt, sehe ich erst, dass es eine kleine „Liebeserklärung“ geworden ist. Aber lassen Sie mich am Anfang beginnen:
Als ich die beiden Optikermeister Michael Möller und Volker Scheel kennen lernte, waren sie Angestellte bei einem Optiker in der Manfred-von-Richthofen-Straße. Es muss Ende der 90-er Jahre gewesen sein, als ich mit gut 40 zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass meine Arme zu kurz wurden für mein Lieblingsbuch. Es war Zeit geworden für meine erste Brille.
Über die Jahre entwickelte sich ein netter Kontakt und bei einem meiner Besuche im Laden hörte ich zufällig, dass „meine“ beiden Optiker sich selbständig machen und der ehemalige Chef in den wohlverdienten Ruhestand gehen würde. Ein Stück weiter runter in der Manfred-von-Richthofen-Straße, Ecke Bayernring, gegenüber der damaligen Post, stand ein schöner, großer Laden seit geraumer Zeit leer. Plötzlich tat sich etwas im Laden - der Boden wurde herausgerissen und Handwerker gaben sich die Klinke in die Hand. Und an den großen Schaufenstern las ich auf dem provisorischen Schild:
„Brillenstube“
Was für ein netter Name, dachte ich. Kurze Zeit später sah man überall in Tempelhof an Häusern, Bäumen und Laternen Plakate hängen, die mich stark an Steckbriefe aus Western erinnerten: Gesucht? Sicher haben Sie uns schon vermisst …

Das alles ist nun schon 10 Jahre her. „Meine“ beiden Optikermeister haben sich in dieser Zeit mit ihrer „Brillenstube“ als festen Teil des Kiezes etabliert und sind nicht mehr wegzudenken aus der Manfred-von-Richthofen-Straße. Wenn ich mal wieder auf der gemütlichen Couch sitze, um mir eine neue Brille auszusuchen, sehe ich lachende und in den Laden hinein winkende Menschen vorbeigehen. Manch einer kommt auch auf einen Plausch ´rein und stellt seine weiteren Familienmitglieder vor. Auch wurde hier schon Berliner Politprominenz gesehen, mehr darf aus Gründen der Privatsphäre nicht verraten werden.
Man trifft die beiden Optiker im Kiez überall: Als treue Aussteller auf dem jährlich stattfindenden Kiezfest „Am Wolffring“, immer mit spielerischen Überraschungen für Jung und Alt. Michael Möller können Sie bei Hausbesuchen, aber auch in Seniorenheimen in Tempelhof und Umgebung antreffen, oder auch beim Kinderfest in seinem Tennisclub „GrünGold“. Der Laden innen, besser die Couchgarnitur wurde in den 10 Jahren immer wieder – und hier hat der Begriff richtig Sinn – aufgemöbelt. Aber nicht nur die Garnitur wurde dreimal neu bezogen, besonderes Augenmerk gilt natürlich der technischen Ausstattung und dem Komfort der Kunden. Der Laden im Außenbereich wurde vor zwei Jahren neu beschriftet.
Und immer ein Highlight, die alle fünf Wochen wechselnden phantasie- und liebevollen Schaufensterdekorationen. Vor ungefähr sieben Jahren begrüßte mich im Laden das erste Mal ein freundliches junges Mädchen. Auf Nachfrage berichtete mir Herr Scheel, dass die Brillenstube nunmehr auch ausbilde. Ein großer Beitrag für ein kleines Unternehmen im Bereich der sozialen Verantwortung. Jetzt, im September 2015 beginnt bereits die vierte Auszubildende ihre Ausbildung zur Augenoptikerin.
Aber was geschah eigentlich am 1. August 2015, zum 10-jährigen Jubiläum der Brillenstube?
Grund genug für Michael Möller und Volker Scheel einmal „danke“ zu sagen und diesen Anlass mit Kunden und Freunden der Brillenstube gebührend zu feiern. Wer in den Wochen vorher aufmerksam war, hatte sicher den Aufsteller mit der Einladung gesehen
Fiesta mit Los Amigos
Lateinamerikanische Rhythmen
Tapas, Chilenische Köstlichkeiten
Die Tempelhofer Gäste ließen sich nicht lange bitten. Sie waren neugierig und kamen in großer Zahl mit genauso phantasievollen Geschenken, bunt und farbenfroher Kleidung oder besonderen Accessoires. Es wurden viele Fachgespräche geführt, man erfreute sich an den chilenischen Köstlichkeiten, trank Sangria meist ohne - der eine oder andere mit ein klein bisschen Schuss - und alle ließen es sich rundherum gut gehen. Um 17.00 Uhr fuhr ein Taxi vor. Mit großem Palaver stiegen drei nicht mehr ganz so junge, aber umso besser gelaunte Seniores aus. Richtige, gutaussehende Mannsbilder mit Strohhüten auf dem Kopf und großem Gepäck unter dem Arm. Der eine erinnerte mich stark an den Schauspieler Morgan Freeman. Da waren sie endlich, die angekündigten - Los Amigos.
Und allen war klar, was jetzt kommen würde: Die drei legten einen solchen Sound vor, von Salsa bis Tango, dass Herr Scheel sich nicht mehr zurückhalten konnte und die eine oder andere Dame kam kräftig ins Schwitzen. Die Überredungskunst des chilenischen Freundes fiel auch bei den etwas tanzmuffligen Gästen auf fruchtbaren Boden, so dass vermeintlich der ganze Laden tanzte. Mal etwas ganz anderes in der Brillenstube! Ein großes Fest für die Brillenstube, für die große Tempelhofer Fangemeinde und den gesamten Kiez rund um die Manfred-von-Richthofen-Straße. Schade, dass das nächste Jubiläum der Brillenstube noch so lange hin ist.
Vielen Dank – für die letzten 10 Jahre, ich freue mich auf die nächsten 10 und danke für den gelungenen Nachmittag.
Ihre treue Kundin - Ilona Hartmann
PS: Liebe Gäste und Freunde der Brillenstube – Sollten Sie Bilderwünsche haben, gern schicken wir Ihnen Ihre Wunschbilder zu – Anruf genügt!